Gemeindereferentin Claudia Suffner betreut die Kleine Christliche Gemeinschaft in Martfeld. (Michael Braunschädel)
Martfeld. Über den Glauben austauschen wollen sich die Mitglieder der Kleinen Christlichen Gemeinschaft (KCG) in Martfeld. „Dabei ist ja gerade die Gemeinschaft in Jesus Christus ein wesentliches Merkmal unseres christlichen Glaubens“, ist Gemeindereferentin Claudia Suffner überzeugt. Sie stellt sich die Frage, wie der Glaube vor Ort lebendig bleiben könne. Um das gemeinsam mit Gleichgesinnten katholischen Glaubens zu erörtern, hat sie vor zehn Jahren die Kleine Christliche Gemeinschaft hier vor Ort ins Leben gerufen. „Das wurde vor Jahrzehnten in Afrika und Asien entwickelt“, sagt sie.
Der Name Kleine Christliche Gemeinschaften ist übernommen von der Bezeichnung „Small Christian Communities“, die in Afrika und Asien für die dezentralen Substrukturen großer Pfarreien benutzt wird, in denen sich die Gemeindemitglieder in ihrem sozialen Nahraum, ihrer Nachbarschaft, regelmäßig treffen. Die KCG sind keine Gruppen, sondern Zusammenkünfte der aktiven Gemeindemitglieder eines KCG-Bezirkes, zu dem alle Katholiken gehören, die dort wohnen. Das englische Wort „Community“ muss hier sowohl mit „Gemeinschaft“ wie mit „Gemeinde“ übersetzt werden, schlägt es Wikipedia vor.
„Sie sind die Kirche vor Ort“, sagte einst Bischof Oswald Hirmer (1930-2011), „und könnten so mit ihrem Modell auch Zukunftsweg für die Kirche in Deutschland sein.“ Er war in den 1950er-Jahren Missionar in Südafrika. Es sei ein inhaltlich-pastorales und gleichzeitig strukturell-organisatorisches Modell von kirchlichem Leben in einer Pfarrei. Kleine Christliche Gemeinschaften – das ist in Deutschland die Chiffre für Prozesse lokaler Kirchenentwicklung, die die Kirchenvision des II. Vatikanischen Konzils in den 1960er-Jahren zu verwirklichen versuchen. Es stehe für eine neue Art, Kirche zu sein und habe mehrere Elemente.
Vier Merkmale betont Claudia Suffner. Da sei zum einen, dass die KCG aus Personen bestehe, die einen gemeinsamen Lebensraum haben. Sie nehme die Bedürfnisse und Anliegen der Menschen in ihrem Umfeld wahr und entdecke darin den Aufruf Jesu; sie wisse sich gesandt. „Sie lebt außerdem aus der Eucharistie der Pfarrgemeinde und ist so mit der gesamten Kirche verbunden“, sagt Suffner. Und sie wachse immer neu aus dem Wort Gottes, das sich ihr besonders im Bibel-Teilen erschließe.
Das Prinzip der Vernetzung von KCG sei insbesondere die Gemeinschaft. Also regelmäßige Treffen als Kirche vor Ort im Bereich der Nachbarschaft, des sozialen Nahraums, der Siedlung und normalerweise in Privatwohnungen – so haben es die Aktiven in Martfeld in Corona-Zeiten auch gehalten. Dazu komme Spiritualität, was bedeutet, „gemeinsames Gebet und Bibel-Teilen als liturgische Feier der Gegenwart Jesu im Wort der Schrift und in der Gemeinschaft“, wie es in den Erklärungen der katholischen Kirche zu KCG lautet. Weiter heißt es, außerdem „sind das soziale und kirchliche Handeln integriert; das Hören auf das Wort Gottes hilft der KCG, ihre Sendung zu entdecken und sensibel wahrzunehmen, was ihre konkrete Aufgabe hier und jetzt für ihren konkreten Lebensraum und für die Pfarrei, zu der sie gehört. Die Leitung wird in diesem Modell idealerweise auf allen Ebenen der Pfarrei und Diözese nicht dominierend, sondern partizipativ, ermöglichend und die Menschen stärkend und inspirierend wahrgenommen.“
„Wir, katholische Frauen aus Martfeld, treffen uns jeden zweiten Montag im Monat im evangelischen Gemeindehaus von 19.30 bis 21 Uhr. Wir beschäftigen uns mit Texten aus der Bibel und christlicher Literatur. Wichtig ist uns der persönliche Austausch im Glauben“, erklärt die engagierte Gemeindereferentin und lädt alle Interessierten ein.
August 09, 2020 at 07:46PM
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