Das Ende von Schuh Riepl hat eine Debatte über die Attraktivität Schliersees entfacht. Der Selbstständigen-Vorsitzende warnt vor weiteren Pleiten - und macht Verbesserungsvorschläge.
Schliersee – Die Schließung des Schuhhauses Riepl nach 90 Jahren in Schliersee hat im Internet eine Debatte über die Attraktivität der Marktgemeinde ausgelöst. Deren Teilnehmer sind sich einig: Die Anziehungskraft des Ortes schwindet. Eine Lösung fehlt ihnen aber. Wir haben deswegen mit Achim Stauder (52), Betriebsleiter des Monte Mare und seit April Vorsitzender des Bunds der Selbstständigen Schliersee, über die Ideen der Gewerbetreibenden gesprochen.
Schlierseer Selbstständige kritisieren: „Attraktivität im Ort fehlt“
Herr Stauder, das Internet ist sich einig: Schliersee wird immer unattraktiver. Stimmen Sie zu?
Ja. Ich bin jetzt seit acht Jahren hier. Die Attraktivität im Ort fehlt. Da ist auch die Politik gefordert, etwas mit anzustoßen.
Wieso hat sich zu wenig getan?
Das weiß ich nicht. Wir haben im Juli alle Gemeinderäte und den Bürgermeister zu einem Gespräch geladen. Gekommen sind fünf. Bei denen sind wir dafür auf offene Ohren gestoßen. In Zukunft wird das sicher besser. Wir wollen weiter machen und möglichst viele ins Boot holen. Wir müssen etwas tun, sonst geht der nächste pleite.
Wie kann das klappen?
Wir brauchen einen Dialog – Gewerbetreibende, Politiker und Gästeinfo, Touristiker und Einwohner. Es bringt nichts, übereinander zu schimpfen. Gemeinsam müssen wir klären, wo Schliersee in zehn, 15 Jahren stehen soll. Wir können uns viel von Bayrischzell und Österreich abschauen, die das schon tun. Dazu können wir eigene Ideen entwickeln. Wichtig ist: Ziele setzen und umsetzen.
Welche Ziele?
Der BDS sieht vier Kernthemen, die wir gemeinsam anpacken müssen. Das erste ist der Verkehr. Wir müssen es Tagestouristen erleichtern, nach Schliersee zu kommen. Das heißt, mit der BRB nach Lösungen suchen, die mehr Menschen auf die Schiene bringen. Mehr Plätze für Radl und Ski in den Zügen, zum Beispiel. Außerdem könnten wir uns ein Parkhaus am Bahnhof vorstellen.
Meinen Sie, die Menschen wollen mehr Tagestouristen? Im Internet schimpfen viele auf Ausflügler.
Es darf nicht sein, dass wir die Leute vergraulen oder beschimpfen. Wir sollten Lösungen schaffen. Eine sinnvolle Parkraumbewirtschaftung, zum Beispiel, mit einer Gebühr, von der ein Teil wieder im Handel oder der Gastronomie verrechnet werden kann.
Eine weitere Kritik aus dem Netz: Die Ausflügler fahren alle durch Schliersee durch.
Um das zu verhindern, wollen wir die Ortsmitte beleben – unser zweites Kernthema. Wenn jedes dritte Geschäft leer steht, haben die Menschen keine Lust zum Flanieren. Interessante Auslagen ziehen die Gäste aber rein. Wir müssen Einzelhändler bewegen, gerne ein Geschäft in Schliersee zu eröffnen und langfristig zu betreiben. Je mehr Geschäfte es im Ort gibt, desto attraktiver ist der für Einwohner und Gäste und desto mehr Geschäfte überleben. Im Monte Mare haben wir außerdem zum Beispiel eine Aktion mit der Alpenbahn. Gäste, die ihren Skipass vorzeigen, bekommen Rabatt. Das können wir auf Einzelhandel und Gastronomie übertragen.
Ihre Logik lautet also: Bevor die Menschen auf der Heimfahrt im Stau stehen, gehen sie lieber mit ihrem Gutschein etwas essen.
Richtig. So schafft Schliersee auch mit Durchfahrern Umsatz. Außerdem könnten wir uns eine Fußgängerzone am Bahnhof vorstellen. Das belebt den Ortskern und hilft auch den Einwohnern.
Ihr drittes Kernthema?
Tourismus. Der beschränkt sich fast vollständig auf Sommer und Skisaison. Wir brauchen ein Konzept der Touristiker, das den Rest des Jahres mit Leben füllt. Der Kulturherbst ist ein erster Schritt. Wir wollen mehr Aktionen und Veranstaltungen. Denkbar wären Oldtimer-Ausfahrten oder Rehawochen mit den Fitnessstudios. Das muss auch von der Gemeinde beworben und koordiniert werden, weil dafür viele Zahnräder ineinandergreifen müssen: Die Teilnehmer wollen alle in einem Hotel untergebracht sein. Dazu fehlt derzeit der Platz. Auch da muss sich etwas tun.
Forderung Nummer vier?
Die Gemeinde muss Wohnraum schaffen. Einheimische und Mitarbeiter brauchen bezahlbare Unterkünfte.
August 21, 2020 at 11:00AM
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