
Es sind nur noch wenige Tage, bis am 6. September die Einwohner von Thermalbad Wiesenbad an die Wahlurnen gerufen werden. Mit ihrer Stimme werden sie entscheiden, wer in den kommenden sieben Jahren Bürgermeister oder Bürgermeisterin der Gemeinde mit den vier Ortsteilen sein wird. Es treten an: die parteilose Amtsinhaberin Berit Schiefer und Thomas Mey für die CDU.
Berit Schiefer: Sieben Jahre im Rathaus liegen hinter der 48-Jährigen. Die Lust an diesem Job hat sie nicht verloren, sagt Berit Schiefer. "Das ist schon fast keine Arbeit mehr." Für sie sei es eine Aufgabe, in die sie viel Zeit, Kraft und Herzblut investiere. So erzählt Schiefer unter anderem die Geschichte vom Abriss der Industriebrache Himmelmühle im Ortsteil Thermalbad Wiesenbad. Um sie mithilfe von Fördermitteln abreißen zu können, musste die Gemeinde zunächst Eigentümer werden. Doch einen Kontakt zum eigentlichen Besitzer herzustellen war schwierig. Also fuhr sie an einem Wochenende nach Frankfurt, erzählte von den Plänen der Kommune. Am Ende gingen beide zum Gericht, der Verkauf für einen symbolischen Euro war besiegelt.
Der Abriss und die Neugestaltung des Areals an der Himmelmühle sei nur ein Beispiel von dem, was sich in der Gemeinde getan habe. Die Kleinsportanlage in Wiesa, mehrere Straßenbauprojekte wie die Alte Dorfstraße in Neundorf, die Trauerhalle in Schönfeld ... "Bei manchen Investitionen müssen wir auf den richtigen Zeitpunkt warten", sagt Berit Schiefer und meint damit vor allem die Möglichkeit, Fördermittel zu erhalten.
Ein wichtiges Ziel sei es, dass die Gemeinde weiterhin eigenständig bleibt, also nicht mit einer anderen Kommune fusioniert. "Verbundenheit findet man nur im Kleinen", so Berit Schiefer. Die Belange der Einwohner würden in einer größeren Struktur nicht mehr so deutlich gehört werden, wie es bisher der Fall war. Voraussetzung für die Eigenständigkeit sei eine stabile Finanzlage. Dazu gehöre es auch, die wirtschaftliche Entwicklung voranzutreiben, zum Beispiel indem das Gewerbegebiet in Wiesa attraktiver wird. Die Weiterentwicklung der Ortsmitte in Wiesa, die Verbesserung des Schulweges, die Turnhalle, die Erneuerung der Treppenanlage in Schönfeld, die Sanierung des Kirchsteigs in Neundorf, der Erhalt des Schulstandortes ... Projekte und Vorhaben für die Zukunft hat Berit Schiefer viele im Kopf. "Bürgermeisterin sein ist manchmal, als ob jeden Tag Montag wäre." Immer neue Aufgaben, immer neue Herausforderungen. Um diese zu meistern, brauche es ein starkes Team, sowohl in der Verwaltung als auch im Ort. Vereine spielen dabei eine wichtige Rolle. Deren Unterstützung, zum Beispiel durch Hilfe bei Projekten mit Technik und dem Bauhof, aber auch durch relativ niedrige Betriebskostenbeteiligung in den Sportstätten, seien wichtig. "Wir sind alle die Gemeinde."
Thomas Mey: Der 40-Jährige ist seit elf Jahren Mitglied des Gemeinderates und 2. stellvertretender Bürgermeister. Der Parteilose kämpft auf der Liste der CDU um das Bürgermeisteramt. Seit 2009 ist er selbstständiger Handwerksmeister. Sein Malerfachbetrieb werde bei einem Sieg von seinem Mitarbeiter weitergeführt. Thomas Mey stellt sich zur Wahl, weil aus seiner Sicht derzeit viel verwaltet, aber wenig gestaltet wird, wie er sagt. "Was in den Ortsteilen geschaffen wurde, muss erhalten bleiben." Sein Ziel ist es unter anderem, die Kommunikation zwischen Vereinen, Kirche, Feuerwehren und Verwaltung zu verbessern. Sie machen in seinen Augen das soziale Leben in einer Kommune aus. Um die Probleme in den Ortsteilen mitzukommen, müsse man präsent sein.
Mit der Erschließung von Eigenheimstandorten und Gewerbegebieten könne dem demografischen Wandel entgegengewirkt werden. Dazu gehöre es auch, bereits ansässige Firmen dauerhaft zu halten. Des Weiteren müsse das Image der Kommune verbessert werden. Als Beispiel nennt Thomas Mey das Thema Elternbeiträge in den Kitas. Die seien in Thermalbad Wiesenbad sehr hoch. Gleichzeitig befürwortet er, dass jeder Ortsteil seinen eigenen Kindergartenstandort behält.
Auch Thomas Mey will die Eigenständigkeit der Gemeinde Thermalbad Wiesenbad erhalten. "In Annaberg-Buchholz wären wir nur das siebente Rad am Wagen." In einer kleinen Kommune könne man dem Bürger viel näher sein. Als wichtige Vorhaben sieht er in den kommenden Jahren unter anderem den Erhalt des Grundschulstandortes, den Ausbau schnellen Internets, das Wir-Gefühl unter den Ortsteilen stärken bei gleichzeitiger Wahrung der Identität. Zudem müsse das Gelände um den Weberteich in Schönfeld aufgewertet werden. Die Wanderwege rund um den Kurort Thermalbad Wiesenbad müssten seiner Ansicht nach besser gepflegt und die Schönfelder Treppenanlage saniert werden. Auch der Jugendclub in Neundorf müsse gefördert und am Leben erhalten werden. Thomas Mey will sich außerdem dafür einsetzen, dass die Kleinsportanlage in Wiesa für Vereine nutzbar wird. Dass sie nur für den Schulsport genutzt werden kann, hat allerdings förderrechtliche Gründe.
"Ich will die Gemeinde voranbringen", so Mey. Aus diesem Grund habe er schon vor einigen Jahren die Entscheidung getroffen, für das Bürgermeisteramt zu kandidieren. Auch vor sieben Jahren trat er an. Nun will er es wieder probieren.
August 25, 2020 at 09:16AM
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Ein Ort, vier Ortsteile, ein Bürgermeister -wer wird's? - Freie Presse
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