In der Ilmenauer Festhalle wird gebaut, das merkt man schon draußen. Handwerkerautos parken vor dem Gebäude, drinnen herrscht Trubel. Verkleidungen werden herausgerissen, Böden grundiert, Fliesen verlegt. Seit rund einem Jahr wird das Kulturhaus nun saniert – ein kommunales Mammutprojekt, das sich Ilmenau über 17 Millionen Euro kosten lässt. Aus gutem Grund, wie Oberbürgermeister Daniel Schultheiß erklärt, die Festhalle sei immer ein wichtiger Ort für die Ilmenauer gewesen, bis heute:
Immer rege genutzt
"Es gibt typischerweise kein Wochenende, mal abgesehen von der Sanierung, wo nicht irgendeine Veranstaltung in der Festhalle stattfindet. Die Menschen in Ilmenau sind die primäre Zielgruppe, aber da wir im weitesten Sinne noch im Speckgürtel von Erfurt liegen, sehen wir auch durchaus Potenzial über die Stadt hinaus."
Ilmenau hat nicht die Probleme, die es anderswo gibt. Auch nach der Wende wurde das Gebäude rege genutzt, und die Eigentumsverhältnisse waren immer gesichert. Dennoch drohte vor ein paar Jahren die Schließung, weil das Gebäude brandschutztechnisch nicht mehr ausreichend gerüstet war. Deswegen nun die Sanierung, die sich über zwei Jahre hinziehen wird.
Neue Sachlichkeit: Wieder hochmodern und barrierefrei
Gemeinsam mit Architekt Norbert Ruge betrete ich das Gebäude, der Eingang wird durch Säulen und einen Altan hervorgehoben, die Wände sind mit Travertin aus Bad Langensalza verkleidet.
Wir laufen durchs Foyer erst in einen kleinen Saal, und an einer faltbaren Wand vorbei in den großen Festsaal hinein: Ein lichter, heller Raum mit acht Meter hoher Decke. Ruge deutet ans hintere Ende des Saales: "Die ganze Bühne wird neu gestaltet, umgestaltet. Und die Ausgänge werden wieder aktiviert. Wenn Sie in einem Jahr wiederkommen, sind die Fensterachsen alle bis runter durchgebrochen. Wir haben dann wieder das ursprüngliche Erscheinungsbild des großen Saales, wie es 1937 geplant wurde."
Der Saal ist, wie auch der Rest des Gebäudes, ein Kind seiner Zeit: Nirgendwo sind hier Schnörkel oder Ornamente zu sehen, zurückhaltend und funktional wirken alle Räume. Allerdings unterläuft deren Farbgestaltung im Moment noch dieses Konzept: Der große Festsaal wurde zuletzt in Weinrot und Moosgrün gestrichen, an einer Wand pappen zudem noch Reste einer braun-gelben Bordüre. Zum Glück werde dieser ziemlich scheußliche Anblick aber mit der Sanierung bald Geschichte sein, erklärt Norbert Ruge.
Weiß, Grau, Holz
"Die farbliche Gestaltung wird sich am historischen Vorbild orientieren: Weiß, Grau und Holztöne. Mehr Farben gibt es nicht. Das ist aber für uns keine Kröte, die wir schlucken müssen. Praktischerweise ist diese Kombination gerade wieder hochmodern. So sind wir glücklich, dass wir visuell 'up to date' arbeiten können, auch hinter der Fassade arbeiten wir technisch auf der Höhe der Zeit."
Die wirkliche Schwierigkeit bestand für den Architekten Norbert Ruge in den letzten Monaten vor allem darin, die neue Technik mit dem Denkmalschutz in Einklang zu bringen: So musste etwa Belüftungstechnik unauffällig in Räume integriert werden, und auch die durchgehende Barrierefreiheit erforderte viel Tüftelei.
"Keine Herrschaftsarchitektur"
Zur historischen Verankerung der Festhalle sagt Ruge, sie sei zwar ein Kind des Nationalsozialismus. In die Kategorie "Herrschaftsarchitektur" gehöre sie aber nicht: "Der Bau wurde 1937 begonnen. Trotz dieser Zeit hat der Architekt es durchsetzen können, dass er in der Sachlichkeit der Moderne geblieben ist. Das macht diesen Bau so inhaltsreich und schön." Auch beim Landesamt für Denkmalschutz ist man dieser Ansicht. Franz Flemming habe einfach sein Handwerk verstanden, sagt Landeskonservator Holger Reinhardt, die Festhalle in Ilmenau stehe ästhetisch für sich.
Voraussichtlich im September wird ein Abschnitt des Gebäudes wieder eröffnet; das ehemalige Park-Café, das über einen Verbindungsgang an den Festsaal angeschlossen ist. Bis der große Saal aber wieder genutzt werden darf, wird es noch über ein Jahr dauern.
July 20, 2020 at 09:00AM
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So soll die Festhalle Ilmenau ein Ort der Begegnung bleiben - MDR
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